GPR Klinikum erreicht erneut sehr gute Werte in der Dekubitusprophylaxe

Pflegende fürchten einen Dekubitus (Wundliegegeschwür oder Druckgeschwür), ist er doch eine sehr ernst zu nehmende Komplikation bei zu pflegenden Personen. Er kann im Zusammenhang mit schwerwiegenden Erkrankungen und als Folge lange andauernder Bewegungs- oder Bewusstseinseinschränkungen auftreten.

 

Um festzustellen, ob in einem Krankenhaus vergleichsweise mehr oder weniger Dekubitalulcera auftreten, gibt es ein für die Häuser etabliertes Qualitätsmesssystem, welches bundesweit gleich ist und auf Landesebene von Krankenhausgesellschaft und Krankenkasse gemeinsam gesteuert und überwacht wird.

 

Angesichts der gestiegenen Zahl von insgesamt 26.312 stationären Patientinnen und Patienten erreichte das GPR Klinikum in der Auswertung der Hessischen Qualitätssicherungsstelle (LAGQH) einen risikoadjustierten Qualitätsindikator-Wert von 0,9. Zum Vergleich: Der Mittelwert in Hessen liegt bei 1,04 und im Bund insgesamt bei 1,05. Je niedriger dieser statistische Wert, desto besser ist die Behandlungsqualität in einem Krankenhaus zu bewerten.

„Über diese erfreuliche Entwicklung und das aktuelle positive Ergebnis dürfen wir uns alle sehr freuen und auch stolz sein. Damit ist einmal mehr belegt, dass die Pflegekräfte im GPR Klinikum einen hohen Qualitäts-, Prozess- und Ergebnisstandard erfüllen. Die Krankenhäuser werden auch zukünftig an dieser Stelle immer stärker unter Beobachtung stehen und die Qualität der Pflege muss nachgewiesen werden. Nun gilt es, dass gute Ergebnis zu verbessern oder zumindest zu halten. Das Schöne ist: Wir können das!“, sagt GPR Pflegedirektor Benno Schanz.

Der beachtliche Erfolg ist vor allem auf die Reorganisation des Wundmanagements durch die Pflegedirektion seit dem Jahr 2015 zurückzuführen. Seitdem wurden kontinuierlich weitere Dekubitus-Experten ausgebildet, die auf den Stationen eingesetzt werden. Zudem fanden zahlreiche Schulungen zu den Themen Dekubitus-Prophylaxe, Lagerung und Einsatz von Dekubitus-Matratzen für die Pflegekräfte statt. Durch gezielte Weiterbildungen hat sich die Zahl der Pflegekräfte mit einer Zusatzqualifikation im Wundmanagement und der Dekubitusprophylaxe deutlich erhöht.

Die durchgeführten „Dekubitus-Audits“ vor Ort waren ebenfalls sehr zielführend. Bei auftretenden Dekubitusfällen werden Fallanalysen durch die verantwortlichen Pflegekräfte im Team durchgeführt und weitere Maßnahmen festgelegt. Die Mitarbeiterinnen des Wundmanagements überprüfen auf den Stationen, welche Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden.

Derzeit werden alle Betten im GPR Klinikum mit speziellen medizinisch-orthopädischen Matratzen ausgestattet, die aus einem Hybridsystem bestehen. Sowohl die Weich- als auch die Wechseldrucklagerung sind möglich. Das heißt, jede Matratze kann zukünftig an ein Steuergerät angeschlossen werden, das als Wechseldrucksystem genutzt werden kann. Durch einen eingebauten Drucksensor regelt sich das System automatisch. Das Matratzensystem ist zur Dekubitus-Vorbeugung oder für Patienten mit Dekubitusrisiko bis Stadium III geeignet.

„Die positive Entwicklung bestätigt den Erfolg der Qualitätsarbeit im GPR Klinikum. Dieses Ergebnis unterstreicht aber auch, dass eine Qualitätsbewertung durch den Pflegepersonalquotienten im Bundes-Klinik-Atlas, in der derzeit dargestellten Form, bezogen auf das gesamte Krankenhaus überhaupt keine adäquate Aussagekraft besitzt und zu dem selbst Gesundheitsministerien aller politischen Farben eine sofortige Einstellung fordern. Es bestehen große Unterschiede bei der Pflegebelastung und der Patientenzufriedenheit zwischen den verschiedenen Stationen und Fachabteilungen. Gute Prozesse, angemessene Verweildauern und optimale Kapazitäten zur Dienstplangestaltung tragen insbesondere in großen Abteilungen zu einer höheren Leistungsdichte bei. Da eine hohe Leistungsdichte jedoch oft mit schlechterer Qualität assoziiert wird, würden große Abteilungen in herkömmlichen Bewertungen schlechter abschneiden als kleinere. Dieses Ergebnis widerspricht deutlich der gängigen Qualitätsaussage, dass höhere Fallzahlen automatisch zu einer besseren Behandlungsqualität führen. Aktuelle Informationen, wie etwa die Qualitätsergebnisse des Clinotel Krankenhausverbundes (www.clinotel.de), dem auch das GPR Klinikum angehört, berücksichtigen bereits die Ergebnisse aus den gesetzlichen Qualitätsberichten und sind als Teil eines ‚Qualitätskompasses‘ um ein vielfaches aussagekräftiger“, so GPR Geschäftsführer Achim Neyer abschließend.

 

Zusatzinformation:

Das GPR Klinikum hat dabei im Jahr 2023 erneut herausragende Ergebnisse in der Vermeidung von im Krankenhaus erworbenen (nosokomialen) Dekubitalulcera erzielt. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 71 Fälle von nosokomialen Dekubitus registriert. Es handelte sich dabei in 56 Fällen um einen Dekubitus der Kategorie 2 (veraltet: Dekubitus-Grad 2). Dieser zeigt sich durch einen Teilverlust der Haut, ähnlich einer Hautabschürfung oder einer Blase. In 15 Fällen wurde die Kategorie III festgestellt, die einen vollständigen Hautverlust bedeutet wobei das Unterhautfettgewebe sichtbar wird, aber keine Knochen und Sehnen sichtbar sind. Ein Dekubitus der Kategorie IV wurde im GPR Klinikum überhaupt nicht festgestellt.

Bei der Entstehung eines Dekubitus sind Druck und Scherkräfte von Bedeutung. Es gibt verschiedene Faktoren, die das individuelle Risiko für einen Dekubitus erhöhen können. Diese speziellen Faktoren werden als Risikofaktoren bezeichnet. Bei einem Dekubitus gibt es bestimmte Personengruppen, die besonders gefährdet sind. Darüber hinaus spielen mehrere individuelle und umweltbezogene Faktoren eine Rolle. Grundsätzlich besteht ein Dekubitusrisiko bei Menschen, die die meiste Zeit des Tages liegen oder sitzen. Der Dekubitus ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „vielschichtiges Problem“. Wichtig ist, von Anfang an auf Risikofaktoren zu achten und gezielte Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Ein Dekubitus ist für die betroffenen Patienten sehr schmerzhaft, geht mit einem hohen Leidensdruck sowie Einschränkungen der Lebensqualität einher und führt meist über Monate zu einer Pflegebedürftigkeit. Neben einer aufwendigen Wundversorgung können im Extremfall Operationen zur plastischen Deckung der entstandenen Haut- und Weichteildefekte erforderlich sein. Aus ethischer, medizinisch-pflegerischer und ökonomischer Perspektive muss es daher ein zentrales Anliegen sein, Druckgeschwüren konsequent vorzubeugen und nosokomiale Dekubitalulcera zu vermeiden. Hierzu gibt es eine externe Qualitätskontrolle durch das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), das einen verbindlichen Referenzbereich definiert.

Im Qualitätssicherungs-Verfahren „Pflege: Dekubitusprophylaxe“ werden Indikatoren und Kennzahlen definiert, die in internationalen Studien als Ergebnisindikatoren für Patientensicherheit gelten. Ziele des Verfahrens sind die Verbesserung der Prozessqualität und der Ergebnisqualität. Die Dekubitusinzidenz gilt international als ergebnisorientierter Qualitätsindikator. In der Qualitätssicherung gilt die Dekubitusinzidenz als Generalindikator für schlechte oder gute Pflege. Der Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“ ist der Goldstandard professioneller Pflege.